Qualifikation für Ironman Hawaii 2018 geschafft

Am Sonntag, 08.07.2018, startete ich bei der Europameisterschaft dem Ironman European Championship in Frankfurt. Ziel war es, mich dort nach 2007, erneut für den Ironman in Hawaii zu qualifizieren.

Nach 10 Monaten Vorbereitung, lagen ein Trainingspensum von 226 km Schwimmen, 6600 Radkilometer und 1090 Laufkilometer sowie etliche Stunden für Stabitraining und Gymnastik hinter mir. Nun sollte sich zeigen, ob dies ausreicht und ob sich die vielen Entbehrungen gelohnt haben. Ich wusste, dass ich gut vorbereitet bin, denn die Trainingsergebnisse ließen mich auf eine gute Zeit hoffen. Allerdings war die große Unbekannte eine Verletzung und ein Radsturz, die mich zu einer 4-wöchigen Laufpause, unmittelbar vor dem Wettkampf zwangen.

Bereits samstags erfolgte die Anreise, zunächst an den Langener Waldsee, um dort das Fahrrad einzuchecken, nachdem ich bereits freitags die Startunterlagen abholte und an der Wettkampfbesprechung teilnahm. Anschließend bezog ich mein Quartier im Hotel Scandic Frankfurt Museumsufer. Nach einer kurzen Nacht klingelte bereits um 03.45 Uhr der Wecker, kleines Frühstück und schon ging es mit dem Shuttlebus an die Schwimmstrecke. Nachdem ich in der Wechselzone das Rad mit der Wettkampfverpflegung bestückt hatte, ging es an den Schwimmstart.

Um 06.40 Uhr, fiel der Startschuss und es wurden ca. 3000 Athleten auf die 3,8 Kilometer lange Schwimmstrecke geschickt. Einer davon war ich. Sehr schnell fand ich zu meinem Schwimmrhythmus und spulte Meter für Meter ab. Durch den „Rolling Start“ gelang es mir recht schnell einen günstigen Wasserschatten zu finden, was mich zusätzliche Kraft einsparen ließ. Außer, dass mir nach ca. 2 Kilometer die Schwimmbrille von der Nase geschlagen wurde und von ein paar Rangeleien im Wasser abgesehen, verlief alles reibungslos und ich konnte das Schwimmen mit einer Zeit von 1:00:11 Std. beenden.

Nach einem sandigen Anstieg und einem doch langen Weg zur Wechselzone, ging es dann aufs Rad, um die folgenden 185 Kilometer (Strecke musste durch eine Baustelle verlängert werden) in Angriff zu nehmen. Auf dem Weg nach Frankfurt kam ich von Beginn an sehr gut in Tritt und konnte schon einige Athleten hinter mir lassen.

Auf den zwei Radrunden um Frankfurt, versuchte ich von Beginn an eine konstant hohe Geschwindigkeit zu fahren, ohne dabei zu überziehen. An allen Anstiegen ging ich aus dem Sattel, um bereits jetzt schon die Oberschenkelmuskulatur für den abschließenden Marathon zu schonen.

Dies gelang mir sehr gut. Sehr konzentriert und kontrolliert, konnte ich den Radsplit gestalten und arbeitete mich in der Platzierung immer weiter nach vorn.

Nach 5:06:48 Std. bzw. einem Kilometerschnitt 36,3 km/h, beendete ich das Radfahren und lag damit auf dem 3. Platz in meiner Altersklasse.

Nun hieß es eigentlich „nur“ noch, den abschließenden Marathon, mit insgesamt 4 Runden am Main, sauber runterlaufen. Ich freute mich sogar ein wenig darauf, zumal mich der Blick auf die Uhr auf eine gute Gesamtzeit hoffen lies. Meine Beine fühlten sich von Beginn an sehr gut an, was mich sehr überraschte und gleichzeitig Mut machte. Außerdem wusste ich, dass auf der Laufstrecke meine Familie, viele Freunde, Bekannte und vor allem auch sportliche Wegbegleiter standen, was mir zusätzliche Motivation gab.

Sehr schnell fand ich mein geplantes Renntempo und lief zunächst einfach so weiter. Ich freute mich, dass sich meine Aduktorenzerrung und mein Radsturz offensichtlich nicht bemerkbar machten. Ich wusste, dass ich unter diesen Bedingungen ein gutes Rennen vor mir lag. Nach etwa 15 Kilometer, bekam ich dann aber zunehmend muskuläre Probleme in den Beinen, was offensichtlich der verletzungsbedingten Laufpause im Training geschuldet war. Dies zwang mich leider dazu, meine Taktik zu ändern und ich reduzierte die Geschwindigkeit, um das Rennen nicht vorzeitig beenden zu müssen. Die Schmerzen in den Beinen wurden immer heftiger und auch der untere Rücken war so schmerzhaft, dass ich die leichten Anstiege an den Brückenübergängen teils in gebückter Haltung überqueren musste. Ich musste mental sehr kämpfen, um nicht aufzugeben.

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Meine sportliche Erfahrung, aber auch, dass ich meine Trainingsvorbereitung überwiegend alleine absolvierte, kam mir hier sicherlich zu Gute und ich versuchte mich im Kopf einfach abzulenken.
Meine Familie, viele Freunde und sportliche Wegbegleiter der letzten Jahre, die an der Strecke standen, mich anfeuerten und unterstützen (vielen, vielen Dank nochmal dafür!!), hatten ebenfalls einen großen Anteil daran, dass ich den inneren Schweinehund zum Teufel jagen konnte und den „Mann mit dem Hammer“ nicht zuschlagen lies.

Nach vier Laufrunden hatte ich es geschafft. Endlich, endlich nicht mehr bewegen dachte ich mir. Ich durfte nach links Richtung Ziel einbiegen. Ziemlich platt und bis zur Ziellinie von Schmerzen geplagt, stand ich den Marathon letztendlich in einer Zeit von 3:33:40 Std. durch und konnte mit einer Gesamtzeit von 9:49:06 Std. in den Zielkanal einlaufen, wo mir durch den Zielsprecher zugerufen wurde „Jürgen, you are an Ironman“.

Im Ziel konnte ich dann überglücklich meine Familie in die Arme nehmen.
Mit diesem Ergebnis erreichte ich den 4. Platz in meiner Altersklasse und damit den 114. Gesamtplatz bei 2291 Finisher.

Das bedeute aber auch, dass ich mich erneut für die Weltmeisterschaft, dem IRONMAN World Championship in Hawaii qualifizierte, die am 13.10.2018 in Kona/Big Island auf Hawaii stattfindet.

Am nächsten Tag fanden dann in der Frankfurter Eissporthalle die Siegerehrung und die Slotvergabe für den Ironman in Hawaii statt. Eine tolle Veranstaltung mit vielen leuchtenden Augen und glücklichen Athleten, die wie auch ich, voller Vorfreude ihren Slot persönlich mit einem Aloha in Empfang nehmen durften.

Ich habe mein Ziel erreicht und werde nun im Oktober erneut beim Ironman starten, mit dem Unterscheid, dass ich dieses Mal mit meiner Familie dort sein werde. Darauf freue ich mich.

 



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